
Alltag in der Knastklinik - Drogen und Problemwunden (S 2.5)
18.09.19 | 11:45 – 12:45 Uhr
Initiative Chronische Wunden e.V.
Herr Björn Jäger
Die Wundversorgung in Deutschland ist durch Expertenstandards, Handlungsanweisungen und die Ausbildung von Wundexperten gut strukturiert. Dennoch gibt es Bereiche in denen die Behandler vor unterschiedliche Probleme gestellt werden, die ein ganz individuellen Ansatz der Wundversorgung benötigen, um dennoch fachgerecht zu versorgen. Die
Versorgung Gefangenen mit chronischen Wunden, unterscheiden sich grundsätzlich nicht von der üblichen Versorgung in Deutschland.
Im Grunde genommen unterscheidet sich das Wundmanagements in einem Gefängniskrankenhaus in keiner Weise von einem normalen akut Krankenhaus, lediglich die
Finanzierung ist anders geregelt. Alle Gefangenen sind über das jeweilige Bundesland Krankenversichert, somit muss ich mich weder mit Krankenkassen noch mit einem DRGSystem oder dem MDK auseinandersetzen. Fast alles was für die Versorgung von chronischen Wunden benötigt wird, kann beschafft und verwendet werden. Angefangen von modernen Wundauflagen, bis hin zur Ultraschall Assistierten Wundreinigung.
Viele chronische Wunden im Justizvollzugskrankenhaus sind Folge von einem jahrelangen Drogenmissbrauch und Verwahrlosung. Die Palette reicht von infizierten Einstichstellen über schwere Abszessbildungen bis hin zu Teilamputationen von betroffenen Gliedmaßen. Die meisten Drogen haben bereits ein großes Potenzial Gewebe irreversibel zu schädigen und so zu großen Wunden zu führen. Hinzu kommt die jeweilige Lebenssituation indem indem Drogen konsumiert werden, dies geschieht in der Regel nicht unter hygienisch einwandfreien Bedingungen. So kommt es häufig zu schwerwiegenden Infektionen der Einstichstellen, welche von den Betroffenen selbstständig behandelt werden. Viele behandlungsbedürftige Gefangene haben eine schlechte Einstellung zur Justiz oder zur Einhaltung von Regeln und Absprachen. Daher ist bei der Behandlung von chronischen Wunden bei Strafgefangenen der Aufbau von Vertrauen und der Mitarbeitsbereitschaft eine der wichtigsten Maßnahmen. Erst dann kann der Maßnahmenkatalog zusammen mit dem Gefangenen erarbeitet werden.