
Versorgungskette Teil 7 (ITS 4.2)
Ethische und praktische Herausforderungen bei der Umsetzung von Patientenverfügungen auf der Intensivstation
18.09.19 | 15:30 – 16:00 Uhr
Universitätsklinikum Halle (Saale), Institut für Geschichte und Ethik der Medizin
Herr André Nowak
Patientenverfügungen sollen Patienten in die Lage versetzen Entscheidungen über gesundheitliche Belange für Situationen zu treffen, in denen sie selbst nicht mehr entscheiden können. Doch ein großer Anteil der Patientenverfügungen, die im Rahmen der Entscheidungsfindung auf der Intensivstation geprüft werden, können nicht auf die konkrete Behandlungssituation angewendet werden. Dies bedeutet häufig eine große emotionale Belastung und Unsicherheit sowohl auf Seiten der Angehörigen und Stellvertreter, als auch auf Seiten des Behandlungsteams. In diesen Fällen besteht die klinisch-ethische Aufgabe darin, Entscheidungen über die Behandlung und damit verbundene Nutzen-Schaden-Abwägungen im Lichte der Patientenverfügung, als Indiz für den mutmaßlichen Patientenwillen, zu treffen.
Gegenstand des Vortrags ist es, anhand eines Fallbeispiels, einen Überblick über typische ethische und empirische Herausforderungen im Kontext der Umsetzung von Patientenverfügungen auf der Intensivstation zu geben. Dabei bilden Entscheidungen mit der möglichen beziehungsweise wahrscheinlichen Konsequenz des Todes des Patienten einen Fokus. In einem zweiten Teil werden Kernelemente des Advance Care Planning (dt. Behandlung im Voraus planen) als Möglichkeit zur Verbesserung von Patientenverfügungen vorgestellt und Chancen sowie Herausforderungen für die Entscheidungsfindung auf der Intensivstation diskutiert.